Kloster Allendorf Kloster Allendorf

Das Schulwesen in Kloster Allendorf


1843
Allendorf hat zu dieser Zeit 271 Einwohner und 48 Häuser, in Kloster wohnen 187 Menschen in 30 Häusern.

Die Allendorfer und Klösterer Schüler gehen in Salzungen zur Schule.

1852
In Allendorf wird eine Schule eröffnet, die ab jetzt die Allendorfer und Klösterer Schüler besuchen. Es handelt sich dabei um ein Gebäude am Dorfwasser (Pfitzbach), welches heute noch steht und in der Vergangenheit als Kindergarten diente bevor es in Privatbesitz überging. In den folgenden Jahren steigt die Bevölkerung an.

(E – Einwohner, H – Häuser)
Jahr Allendorf Kloster Lehrer
  E H E H  
1861 282 49 237 30 Carl Meffert
1874 323 55 276 51 Carl Meffert
1880 348 58 302 56 Carl Meffert
1885 365 67 322 55 Carl Meffert
1890 388 - 425 - -
1895 370 - 360 - -

Auch die Zahl der Schulkinder vergrößert sich damit. 1885 lernen 140 Kinder in der Allendorfer Schule, 1890 sind es 143 Schüler.

1892
Bau eines neuen Schulgebäudes außerhalb des Dorfes Allendorf
Ausschlaggebend für den Standort der neuen Schule war das Drängen der Klösterer, dass die neue Schule näher an Kloster sein sollte und sich nicht im dörflichen Mittelpunkt Allendorfs befände.

Die Baukosten teilen sich beide Gemeinden in Abhängigkeit der Einwohnerzahlen. Auf Allendorf entfallen 53,91% und auf Kloster 46,09 %.

1895
Die Anzahl der Schulkinder beträgt 178.

1896
185 Kinder besuchen die Schule in Allendorf.

1899
Es sind 2 einklassige Schulklassen vorhanden. In der I. Klasse lernen 79 Kinder, in der II. Klasse sind es 105.

Der Kampf um den nächsten Schulbau beginnt

1901
Die Ansiedlung neuer Industrien in und um Salzungen lässt die Einwohnerzahlen und damit verbunden auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder ansteigen.
Für die kommenden Jahre werden folgende Schülerzahlen prognostiziert:

Schuljahr 1901/02: 196 Schulkinder
Schuljahr 1902/03: 205 Schulkinder
Schuljahr 1903/04: 223 Schulkinder
Schuljahr 1904/05: 221 Schulkinder
Schuljahr 1905/06: 233 Schulkinder
Schuljahr 1906/07: 252 Schulkinder

Es geht aus dem umfangreichen Schriftverkehr zwischen Dorf Allendorf, Kloster Allendorf und dem herzoglichen Kreisschulamt in Meiningen hervor, dass die Allendorfer Schule die steigende Anzahl von Schülern nicht mehr fasst. Beide Orte suchen nach Lösungen, die von sehr unterschiedlichen Ansichten geprägt sind.

Der Gemeindevorstand von Dorf Allendorf spricht sich für eine Schulgemeinschaft mit Kloster aus, betont aber, dass unbedingt ein Schulsaal mit Lehrerwohnung an die Allendorfer Schule angebaut werde.

Der Gemeindevorstand Kloster Allendorf beschließt einstimmig den Bau einer doppelklassigen Schule mit 2 Lehrerwohnungen auf dem Gemeindegrundstück Plan Nr. 77 ½ in Kloster. Man hatte beim Schulbau in Dorf Allendorf eine Vereinbarung getroffen, dass, falls wieder ein Schulbau nötig werde, diese Schule in Kloster Allendorf gebaut würde.

„Jetzt ist die Zeit gekommen, da will sich Dorf Allendorf, wo es erst an einer Schule und auch an Mittel fehlt, die alte Schule abreißen und eine doppelklassige daselbst hinbauen, damit ja niemals Kloster Allendorf eine Schule bekommen soll, einen solchen Plan zu unterstützen geschieht auf keinen Fall. Dass Kloster Allendorf sich Jahr um Jahr bedeutend vergrößert und über 110 schutzbedürftige Kinder hat und auch Dorf Allendorf ihre nach Kloster in die Schule schicken will, so bitten wir um Anschaffung, damit würde beiden Gemeinden geholfen sein.“

Kloster Allendorf bittet um Rücktritt aus der bisherigen Schulgemeinschaft mit Dorf Allendorf.

1903
Das herzogliche Kreisschulamt schreibt an beide Gemeinden diesen Brief:
„Ihrer Schule wird von Ostern 1903 ab 212 Kinder haben. Es ist Ihnen schon längst bekannt, dass es nicht mehr möglich ist, die Kinder in den 2 überfüllten Klassen ersprießlich zu fördern – ein Nachteil; der sich in Ihren Orten bitter rächen muss! Trotz der Mühe und des Fleißes der Lehrer verlassen die Kinder die Schule z.Zt. mit sehr mangelhaften Kenntnissen. Es macht sich vielmehr unbedingt nötig, dass eine 3. Klasse und eine Lehrkraft mehr angestellt wird, welche eine Lehrerin sein kann…“


Eine Einigung betreffs Schulneubau mit Allendorf und Kloster ist nicht herbeizuführen.
Kloster erhält die Genehmigung zum Bau einer eigenen Schule. Die Ausschulung wird eingeleitet. Die Gemeinde ist fest entschlossen, den Schulneubau notfalls auch ohne staatliche Zuschüsse bauen zu wollen.
„Als Bauplatz ist ein großer, der Gemeinde gehöriger Platz, der auch Platz für Gartenland für die Lehrer und einen Spiel- und Turnplatz für die Kinder enthält. Auf dem für den Turnplatz in Aussicht genommenen Teil des Platzes stehen alte schattenspendende Bäume. Der Bauplatz ist eben gelegen, der Baugrund voraussichtlich günstig, die Entwässerung des Bauplatzes kann bequem erfolgen.
Der Bauplatz grenzt mit der Vorderseite an die Ortsstraße (dies ist die Verbindungsstraße Allendorf – Witzelroda), mit der Rückseite an bebaute Grundstücke. Gewerbliche Betriebe sind in der unmittelbaren Umgebung nicht vorhanden.
Die Versorgung mit Trinkwasser erfolgt durch den Anschluss des Baugrundstückes an die Wasserleitung der Gemeinde Kloster Allendorf. … Die Kosten betragen hiernach 35700 M. Die Kosten muss die Gemeinde mit Aufnahme eines Darlehens aufbringen. Ein geringer Teil wird durch die von Allendorf der Gemeinde Kloster zu zahlenden Abfindung für das gemeinsame Schulvermögen gedeckt werden.“

1904
Der Allendorfer Schultheiß Ranft beantragt, dass Dorf Allendorf in Zukunft eine 1klassige Schule mit einem Lehrer erhält. Dazu plant die Gemeinde, die alte Schule zu übernehmen und sie ganz zur Lehrerwohnung einzurichten und hinter derselben einen neuen Lehrsaal errichten zu wollen.

„Gegen die neue Schule besteht im ganzen Orte eine allgemeine Abneigung, da dieselbe der Gemeinde Kloster zuliebe außerhalb des Ortes zu stehen kam, an einer Stelle, wo Wind und Wetter ihr Vernichtungswerk an derselben treiben können und den Bau beizeiten alt und baufällig machen. Diese und andere Gründe sind es, die uns bestimmen, von einer Übernahme des neuen Schulhauses abzusehen.“
Ausstellungsurkunde der Abt. für Kirchen- und Schulensachen Meiningen
„Es wird genehmigt, dass in Kloster mit dem 16. d.k.Mts. eine eigene Schule mit 2 Klassen eröffnet wird. Die I. Lehrerstelle wird an Lehrer Rudolf Döhler vom 16.Oktober d. Js. ständig

übertragen, die II. Lehrerstelle vom gleichen Tage an provisorisch der Lehrerin Anna Furck, - beide bisher in Allendorf. In Allendorf verbleibt bis auf Weiteres nur ein Lehrer. Ob ein zweiter Lehrer demnächst wieder nötig ist, wolle das Herzogliche Kreisschulamt bald erörtern, damit nicht etwa vorher die jetzt verfüglichen Baulichkeiten von der Gemeinde anderweit verwendet werden.“

24.10.1904, 8,00 Uhr
Einweihung der Schule in Kloster Das Brausebad ist noch nicht vollständig fertig und wird am 31.1.1905 eingeweiht.

Es ist eine 2 einklassige Schule mit je einer Knaben- und Mädchenklasse mit je 8 Jahrgängen.
Lehrer der Knabenklasse: Herr Rudolf Döhler
Lehrerin der Mädchenklasse: Fräulein Anna Furck

Aufteilung des gemeinsamen Schulvermögens aus den beiden Allendorfer Schulen

1905
Das gemeinsame Schulvermögen zwischen Allendorf und Kloster wird aufgeteilt. Das alte Schulhaus hat einen Gesamtwert von 9778 M, davon belaufen sich Schulden von 851 M.

Die neue Schule stellt einen Wert lt. Schulbaurechnung von 16 802,89 M dar. Darin enthalten sind der Staatszuschuss von 6000 M und eine Restschuld (1.10.1904) von 9 479,59 M. Auch hier wurde wieder hart auf Klösterer und Allendorfer Seite gerungen, zu welchen Preisen die Häuser zu veräußern sind.


Klassenbildung
Die Kinder wurden in 2 Klassen aufgeteilt, die wiederum in kleinere Lerngruppen unterteilt wurden.
Klasse I 5. - 8. Jahrgang
Klasse II 1. - 4. Jahrgang
Klasse II a 3. - 4. Jahrgang
Klasse II b 1. - 2. Jahrgang

Ferien
Es gab 60 Ferientage. Das waren:

  • Ostern 3 Tage
  • Pfingsten 3 Tage
  • Heuernte 9 Tage
  • Schnitternte 24 Tage
  • Kartoffelernte 12 Tage
  • Kirchweih 3 Tage
  • Weihnachten 6 Tage

Schuljahresbeginn
Das Schuljahr begann nach den Osterferien und endete im darauffolgenden Jahr vor den Osterfeiertagen.

Ausflüge
In Abstimmung mit dem Schulvorstand wurden Schulausflüge geplant und durchgeführt, um die Kinder mit ihrer Heimat vertraut zu machen. So gingen die Ausflüge

  • im Mai 1907 auf den Inselsberg,
  • im Mai 1908 nach Ruhla,
  • im Mai 1909 in die Hörselberge und im August zum Heldrastein,
  • im Mai 1911 auf den Altenstein, für die jüngeren Jahrgänge nach Möhra,
  • im Mai 1912 auf die Wartburg, für die jüngeren Jahrgänge auf die Krayenburg.

Schulvorstand
Der Schulvorstand war ein Aufsichtsorgan der Gemeinden über die Schulen in ihrer Trägerschaft. Im Durchschnitt 5-mal im Jahr tagte der Schulvorstand. Ihm gehörten 1907/08 an:

  • Heinrich Luther, Schultheiß, Landwirt
  • Johannes Krah, Rechnungsführer, Landwirt
  • Johannes Xylander, Gemeinderat, Landwirt
  • E. Maar, Braumeister
  • Ernst Vierling, Lehrer

Den Schulvorstand bildeten 1913/14:

  • Schultheiß Johannes Krah, Landwirt
  • Heinrich Reif, Rechnungsführer, Landwirt
  • Karl Hopf, Markführer
  • Ernst Schellenberg, Tüncher
  • Ernst Vierling, Lehrer

Bemerkenswertes
Der Gastwirt Johannes Xylander gründete 1887 eine Stiftung für die Schulgemeinde. Die Stammeinlage betrug 300 M. Der Zinsabwurf dieses bei der Stadtsparkasse zu Salzungen angelegten Kapitals war bestimmt zur Anschaffung von Schulbüchern für arme Leute.
Nach seinem Amtsantritt 1907 konstatierte Lehrer Vierling, dass das Betragen der Klösterer Schüler sehr gut ist, er sich aber über die Deutschkenntnisse wundere. Außerdem stellte er fest, dass die Klösterer Kinder nicht allzu eifrig in die Kirche gehen, aber von ihren Lehren dazu angehalten wurden. Im Schuljahr 1912/13 wurden erstmalig an Krankheit verstorbene Schüler der Schule erwähnt. Es waren Marta Kreuzburg (9 Jahre) und Hans Krah (8 ½ Jahre), die beide an Diphterie starben.
Im Schulbericht vom Schuljahr 1913/14 ist zu lesen: „Die Eltern und größeren Geschwister der Kinder arbeiten in den Fabriken. Die Kinder sind sich außerhalb der Schulzeit selbst überlassen. Ihr Betragen außerhalb der Schule lässt darum viel zu wünschen übrig.“
Lehrer Vierling erhält 1917 während der Schulzeit 9 Tage Urlaub, um seinen in Frankreich gefallenen Sohn nach der Heimat zu überführen.

Lehrer sind sich auch nicht immer gut
Frau Wenkebach kommt mit Lehrer Vierling nicht klar, beschwert sich und verlässt die Stelle.

Klösterer Lehrer der Anfangsjahre

1904 - 1907 Herr Rudolf Döhler, versetzt nach Herpf
1904 - ? Fräulein Anna Furck,
1906 - 1908 Frau Frida Blumenberg, aus Greifswald, kam im Oktober, blieb nur ein Schulhalbjahr, verließ Ostern die Schule
1907 Herr Ernst Vierling, aus Oberellen
1908 - 1909 Frau Elisabeth Wenkebach
1909 - 1913 Fräulein Wehner
1912 - 1913 Fräulein Marga Leidholdt, aus Leipzig, ging nach Leipzig zurück und nahm sich dort das Leben, da sie befürchtete selbst geisteskrank zu werden
1916 - 1917 Frau Eichhorn als Vertretung für Lehrer Ambronn
1914 - 1918 Herr Karl Ambronn, aus Steinach, ab 1914 zum Kriegsdienst eingezogen, tritt 1918 aus Schuldienst aus
1919 Herr Karl Bing
1919 Fräulein Annemarie Wiegand
Lehrer Karl Bing mit Schulanfängern

Schulstrafen
Am 31.10.1916 stahlen die Schüler Karl Geigengack (geb. 6.7.1902) und Oskar Schellenberg (geb. 27.8.1902) dem Landwirt Johannes Xylander eine Gans. Dafür erhielten sie beide einen Verweis, ausgesprochen vom Kreisschulrat am 7.12.1916.

Finanzielles
Die Besoldung für einen Lehrer in Kloster lag 1906 bei 250 M.

Zur Schule gehörte auch eine Schulbibliothek mit 71 Bänden. Die Ausleihe kostete 1914 2 Pf wöchentlich.

1909 kostete ein Brausebad im Keller der Schule 1 M.

Das Schulgeld betrug 1915 bei einem Kind 2 M, bei zwei Kindern 3 M und bei 4 und mehr Kindern 4 M. Das erstmalig 1907 erwähnte Schulgeld war niedriger. Die Eltern bezahlten für ein Kind 1,25 M, für 2 Kinder 1,75 M und für drei oder mehr Kinder 2,25 M.

(Quelle: ThStA Meiningen)


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