Kloster Allendorf Kloster Allendorf

Der Laubmann


Der Laubmann war ein besonderes Ereignis für die Vorkonfirmanten.

Einer alten Tradition folgend versammeln sich alle noch heute am Pfingstmontag die Jungen und Mädchen der 7. Klassen, um mit dem Laubmann von Haus zu Haus im ganzen Dorf zu ziehen. Dabei sitzt der Laubmann, ein Kind, das oft bis zur Unkenntlichkeit mit Laub umwickelt wurde, in einem Handwagen oder einem anderen ziehbaren Gefährt und lässt sich von den anderen Kindern ziehen. Mit lautem Getöse halten sie an jedem Haus und der Laubmann überbringt seinen Spruch:

Ich bin der kleine König,
gebt mir nicht zu wenig.
Eier und Speck sind auch kein Dreck.
Gebt ihr mir nicht Eier und Speck,
geh ich nicht von der Haustür weg.
Lasst mich nicht so lange stehn,
denn ich muss noch weitergehn.
Ein bisschen Musik!

Viele Klösterer lassen sich nicht lumpen und geben Geld, mancher auch Eier und Speck oder Süßes. Nach einem mehrere Stunden anhaltenden Dorfrundgang teilen sich die Kinder die auf diese Weise gesammelten Gelder auf und verspeisen gemeinsam die Ausbeute an Eiern und anderen Lebensmittelspenden.

Hermann Luther beschreibt den Laubmann so, wie dieser vor mehr als 120 Jahren stattfand:

„Der zweite Pfingsttag war für uns große Schuljungen ein Freudentag. Da wurde morgens von uns im Wald Laub geholt und in einer Scheune getragen. Nachmittags wurde ein Junge richtig ins Laub eingebunden und als Laubmann unter Schalmeienblasen von Haus zu Haus geführt. Da musste er tanzen und wir sprachen im Chor: 'Eier und Speck sind auch kein Dreck, gebt ihr uns nicht Eier und Speck, so gehen wir nicht von der Türe weg.' Bekamen wir auch nicht immer Eier und Speck, so bekamen wir doch auch Geld, und nur von wenigen Häusern gingen wir leer fort.

Alle, Groß und Klein, hatten an dem drolligen Laubmann ihre Freude. Waren wir durch das ganze Dorf hindurch, so wurde der Laubmann, der meist durch und durchgeschwitzt hatte, in der Scheune seiner Hülle entledigt. Nun wurden die Fressalien in einer Stube von uns verzehrt und das Geld brüderlich geteilt. Es soll dieser schöne Frühlingsbrauch noch heute in Kloster bestehen.“

(Quelle: STZ vom 24.08.2002, „Kloster Allendorf vor 110 Jahren“)

Auch im benachbarten Dorf Allendorf gibt es die Tradition des Laubmannes, allerdings mit einem Unterschied:
Der Laubmann findet am Pfingstsonntag statt.


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