Die Kirmes Hermann Luther schildert die Kirmes, wie er sie um 1890 als Kind erlebt hat:
„Wir Jungen freuten uns immer auf die Kirmes. Denn die sollte nicht nur für die Erwachsenen, sondern auch für uns Kinder sein. Es gab zur Kirmes den guten Kirmeskuchen und die Musik kam von Mittwoch bis Montag jeden Tag ins Dorf. Zu unserer Freude gab es täglich einen Umzug durchs Dorf.
Die Musik vornweg und hinterher liefen die Kirmesburschen mit schönen großen Sträußen am Hut und mit ihren Kirmesmädchen am Arm. Zwei Burschen, die sogenannten Platzburschen, hatten weiße Schürzen vorgebunden, der eine eine Flasche Schnaps und der andere zwei Teller übereinander gelegt zum Einsammeln der Gesundheitsgelder.
Wir Jungen liefen freudestrahlend neben der Musik her. Am Freitag wurde umgespielt. Da wurde jedem Haus ein Ständchen gebracht. Und da erschienen wir groß, wenn wir die Noten vorhalten durften. Am Sonnabend zogen wir Jungen und die ganze Kirmesgesellschaft nach Neuendorf oder Witzelroda. Dort wurde vom Schäfer der Kirmeshammel gekauft, schön geputzt und nach Kloster geführt. Es ging unter die Linde und hier wurde er geschlachtet. An diesem Abend gab es dann auf dem Tanzsaal Kartoffelsuppe und am Sonntag rohe Klöße und Hammelbraten. Das schmeckte immer großartig.
Am Montag wurde die Kirmes unter der Linde begraben. Die Kirmes war das schönste Fest im ganzen Jahr. Da konnten sich alle mal richtig austanzen, denn damals wurde nicht so oft im Jahr getanzt, nur zu Ostern, Pfingsten und zu Weihnachten. Und so manche Liebschaft ist auch zur Kirmes geschlossen worden.“
(Quelle: STZ vom 24.08.2002,
„Kloster Allendorf vor 110 Jahren“)
Bis Anfang der 70er Jahre wurde die Kirmes in Kloster gefeiert. Augenzeugen berichten vom Tanz unter der Linde in früheren Jahren. Abends ging die Kirmesgesellschaft mit „Salätern“ durchs Dorf. Zu diesem Umzug spielte die Blasmusik auf.