Kloster Allendorf Kloster Allendorf

Geschichte des Klosters St. Maria zu Allendorf


I Gründung


1265
27.7.: Älteste im Klosterarchiv erhaltene Urkunde

Erzbischof Werner von Mainz fordert die Gläubigen zur Hilfe beim Wiederaufbau der zerstörten, bei Frankenstein gelegenen und der Jungfrau Maria geweihten Kapelle. Den Besuchern der Kapelle verlieh er einen Ablass. Von einem Kloster ist hier noch keine Rede.

1266
16.2.: Eine Urkunde des Bischofs Gerhard von Münster spricht von einer Neugründung eines Klosters (plantationis novelle) an dieser Kapelle.

Spätsommer 1295
Verwüstung des Klosters durch den römischen König Adolph von Nassau, der seine Ansprüche auf die vom Wettiner Albrecht erworbene Landgrafschaft Thüringen durchsetzen wollte
Das bedeutet einen schweren Rückschlag für das junge Kloster. Erzbischof Gerhard von Mainz beurkundet am 29.9.1295, dass es schweren Schaden genommen hat an Gebäuden, Einrichtungen, Gegenständen. Das Kloster sei zu "Funken und Asche" geworden. Die dortigen Nonnen könnten sich nur durch Almosen der Gläubigen erhalten, anderenfalls müssten sie zur Schande des Ordens und der Kirche in der Welt umherirren. Der Erzbischof bestätigt und erneuert die von ihm verliehenen Ablässe als Beitrag zur Wiedererrichtung des Klosters.

1295
22.12.: Heinrich der Ältere von Frankenstein überträgt mit Zustimmung seiner Söhne Heinrich und Ludwig sowie seiner übrigen Erben das Patronatsrecht von der Pfarrkirche Salzungen auf das Kloster. Dies stellt die bedeutendste Pfründe des Klosters dar.

1300
Erste namentliche Erwähnung eines Propstes und einer Äbtissin des Klosters (Propst Eberhard, Äbtissin Lukarde) und frühester Beleg für die Siegel von Probst und Konvent.

Damit kann die Gründungsphase des Klosters als abgeschlossen betrachtet werden, ungeachtet der Tatsache, dass sich die Bauarbeiten an dem Kloster noch längere Zeit hinzogen.

1312
Der Propst des Stifts St. Severi zu Erfurt fordert zu weiteren Spenden für das Kloster auf, die zur Errichtung der Kirche (basilica) zu Ehren der hl. Jungfrau Maria verwendet werden sollen. Das Kloster kann wegen der geringen Einkünfte aus eigenen Mitteln die Kirche nicht fertigstellen. Der Propst gibt an, dass dort in größter Armut 28 Jungfrauen Tag und Nacht Gott dienen.

1314
In Vertretung des Erzbischofs von Mainz weiht Siegfried Bischof von Chur die Kirche und den dortigen Altar St. Maria Magdalena und St. Jobst in der Benediktiner-Nonnenkirche zu Aldindorph.

II Der Besitz


In der Gründungszeit statten die Herren zu Frankenstein das Kloster mit Gütern aus ihrem Besitz aus.

1265
Heinrich der Junge von Frankenstein und seine Frau Lukardis schenken der hl. Jungfrau in der Kapelle bei Frankenstein den dortigen Berg, genannt Hohenberg, ein Fischwasser und Äcker.

1296
Heinrich und Ludwig von Frankenstein übertragen mit Zustimmung ihrer Erben ihre zuvor besessene Mühle im Dorf Allendorf an das Kloster.

1300
Lukarde, Heinrich und Ludwig von Frankenstein übereignen dem Kloster eine Hufe zu Immelborn.

1302
Heinrich und Ludwig von Frankenstein übereignen einige Güter, die sie von der Fuldaer Kirche zu Lehen hatten – eine Hufe im Dorf Ettmarshausen unterhalb des Brunnens und eine an die untere Mühle angrenzende Hofreite zu Allendorf.

1304
Heinrich und Ludwig von Frankenstein verkaufen mit Zustimmung ihrer Frauen Elisabeth und Adelheid das Dorf Schneckenhausen mit allem Zubehör, die Obere Mühle zu Allendorf, Wiesen und Busch an der Werra (Karre) an das Kloster.

1308
Heinrich Herr von Frankenstein verkauft mit Zustimmung seiner Frau Elisabeth Propst Eberhard 7 Güter aus Dermbach, eines aus Brunnhardtshausen, eines zu Glattbach, zwei zu Unter- und eines zu Oberalba.

1312
Heinrich von Frankenstein bekundet mit Zustimmung seiner Frau Elisabeth und seiner Erben, dass Eberhard, Propst zu Allendorf, für sein Kloster 3 Güter zu Nitzendorf und 1 Hufe zu Möhra mit Zubehör gekauft hat.

1323
Ludwig von Frankenstein bekundet mit Zustimmung seiner Frau Adelheid, dem Propst und dem Konvent alles Gut in Dorf und Feld Immelborn verkauft zu haben.


1324
Heinrich von Frankenstein bestätigt dem Kloster alle bis zu diesem Tage von ihm erworbenen Güter, stimmt diesen Erwerbungen ausdrücklich zu und überträgt diese Güter zu seinem und seiner Vorfahren Seelenheil dem Kloster.

1327
Heinrich von Frankenstein verzichtet gegenüber seinem Herrn, dem Abt zu Hersfeld, auf 4 Hufen zu Ettmarshausen und 4 Güter zu Lauterbach, die er zuvor als Lehen hatte und bittet um Übereignung dieser an das Kloster.

1332
Ludwig von Frankenstein bittet den Abt zu Fulda um Zustimmung, das von ihm erhaltene Lehen, Güter in Dorf und Mark Gräfendorf, dem Kloster zu Allendorf übergeben zu dürfen.

Auch der Abt von Fulda überträgt dem Kloster Besitz, den möglicherweise vorher die Herren von Frankenstein an ihn verkauften. Er übereignet

1302
einen Berg mit einem jetzt unbebauten Talkessel, der einerseits an den Weg nach Witzelroda, andererseits an den Karrenweg angrenzt, bei der Burg Frankenstein gelegen, mit der Quelle Hoinbergerburn

1311
den Busch genannt "gemeinhultze" bei der Burg Frankenstein

1314
den Berg, auf dem einst die Burg Frankenstein stand, mit den an dessen Fuß liegenden Grundstücken und dem, was das Kloster dort noch erwirbt, sowie dem Busch genannt burgholtz

1315
das obere Fischwasser in der Werra unter der Burg Frankenstein, früher zu dieser Burg gehörig, zur Behebung der Armut des Klosters

1319
die Mühle an der Werra unter der Burg Frankenstein,
einen Busch, genannt "awe", an der Werra

1325
Güter zu Wolfsburg, Unkeroda, Nenzelsdorf

Auch niederadelige Familien beschenkten das Kloster, um ihren Töchtern den Eintritt in das Kloster zu ermöglichen.

Aufstellung des Klosterbesitzes um 1334

Der Klosterbesitz konzentriert sich um Salzungen und Dermbach, so wie auch die Besitztümer der Herren von Frankenstein und ihrer Lehnsleute.

Güter und Rechte

  • in Dorf und Mark Allendorf,
  • in Stadt und Mark Salzungen
  • an Salzpfannen in Salzungen

in der näheren Umgebung Salzungens

  • Gräfendorf (wüst), Immelborn, Leidenthal, Malkes (wüst bei Heiligenroda), Nitzendorf, Schneckenhausen (wüst bei Langenfeld), Dorf und Mark Witzelroda, Waldfisch (wüst), Busch das Erlech mit der Hälfte des Gewässers Erlechsse/Erlensee

im Altensteiner Oberland

  • Dorf und Mark Erlebach (wüst beim Altenstein), Grumbach (bei Liebenstein)

in der Umgebung Dermbachs und der Felda

  • den Besitz in den Dörfern und Marken Urnshausen, Almars (heute wüst), Bernshausen, Brunnhardtshausen, Dermbach, Glattbach,
  • die von den Herren von Frankenstein erworbenen Güter und ihr Besitz in Ober- und Unteralba,
  • die Mühle in Weilar,
  • den Besitz in den Dörfern und Marken Wiesenthal

im Tal der Oechse

  • den Besitz in den Dörfern und Marken Steinfeld (=Wölferbütt),

in der Umgebung Geisas und im Tal der Ulster

  • den Besitz in den Dörfern und Marken Malkes, Geismar, Ober- und Unterroth (heute Oberrothhof bzw. wüst)

weiter entfernt

  • den Besitz in den Dörfern und Marken Heringen/Werra
  • Soisdorf bei Eiterfeld

In einer 1518 angefertigten Aufstellung zur Vermögenstrennung zwischen Propst und Äbtissin und Konvent geht hervor, dass sich der Besitz nicht merklich vergrößert hat.

III Leben im Kloster


1319
Der Abt von Fulda stellt fest, dass die Anzahl der Nonnen, die im Kloster leben, wegen der Armut des Klosters und dem Mangel an Lebensmitteln für den Fortbestand des Klosters schädlich ist. Er ordnet an, dass nicht mehr als 45 Pfründnerinnen angenommen werden.
Propst Eberhard stiftet dem Krankenhaus des Klosters die Wüstung Neuendorf zu Gunsten der kranken Nonnen.

1334
Der ehemalige Propst Dietrich vermacht dem Kloster sein Eigentum, da die Nonnen sehr arm sind.

ca.1352/53
Propst Heinrich von Kranlucken stellt alle Schulden zusammen, die er zum Amtseintritt vorgefunden hat und die am Ende seiner Amtszeit noch vorhanden sind.
Papst Innocenz VI. befiehlt alle vom Kloster entfremdeten Güter zu ermitteln (die zum Nachteil des Klosters an Kleriker und Laien gegen Zinsen übertragen wurden) und sie in den Besitz des Kosters ungeachtet der Verträge zurückzuführen. Bei Weigerung drohen Kirchenstrafen.
Trotz diese Weisung des Papstes setzt sich die Misswirtschaft im Kloster fort. An den eingerissenen Gewohnheiten ändert sich nichts.

1394
Auf dem Kloster hat sich eine Schuldenlast von 2500 Pfund fuldischer Währung angesammelt hat. Die Getreidevorräte waren aufgebraucht. Äbtissin, Priorin und der Konvent übergeben dem Propst den Klosterhof mit allem Vieh sowie die Höfe zu Leidenthal, Nitzendorf, Gräfendorf, zu der Horst, Vieh zu Ettmarshausen, zu Schneckenhausen, Kaltenborn und zu Hermannsroda. Aus dem Erlös sollen die Schulden getilgt werden.
Erneut weist der Papst an, Güter, die dem Kloster entfremdet wurden, zurückzuführen und droht bei Nichtbeachtung Kirchenstrafen an. Auch die folgenden Jahrzehnte ändern nichts an der Misswirtschaft.

1457
Wilhelm Herzog zu Sachsen erneuert die von seinem Vetter Friedrich Landgraf in Thüringen ausgestellte Befreiung von Diensten, Fronen und anderen Belastungen in Ansehung von Not und Armut des Klosters.

1488
Propst Wilhelm teilt dem Kurfürst Verfall und Mängel am Kloster mit, „ebenso ein unziemliches und unordentliches Wesen“. Er hofft es in ordentlichen Bestand und Bau zu bringen. Er weiß von ehemaligen Streitigkeiten bezüglich der Leitung des Klosters zwischen Propst und Klosterjungfrauen und von der Lösung damals, die Güter des Klosters zu teilen. Er schlägt deshalb vor, einen Kasten mit 3 Schlössern und 3 Schlüsseln in der Kirche des Klosters aufstellen, worin sich alle Urkunden und Privilegien des Klosters sowie Kloster- und Propsteisiegel befinden. 2 Schlüssel haben die Jungfrauen, er als Propst den dritten, so dass keiner ohne den anderen den Kasten öffnen könne.
Diese Lösung lehnen die Jungfrauen ab, ebenso auch die Anweisung des Abtes von Fulda. Es wird von einem Vorfall berichtet, der sich in dieser Zeit ereignet haben könnte: Ein Mitbürger zu Allendorf lag erschlagen vor der Türe der Klosterkirche.

1496
Kurfürst Friedrich und sein Bruder Johann erneuern die von ihren Vorfahren ausgestellte Befreiung des Klosters von allen Diensten, Fronen und Lasten gegenüber Amt und Vogt zu Salzungen.

um 1508
Das „Kloster war an Gebäuden bereits so weit verfallen, dass die Nonnen dort nicht mehr leben konnten und das Regenwasser überall herablief, und zudem mit Schulden so beladen, dass in seiner Kirche kein Gottesdienst und im Kloster keine Beachtung der Regel mehr stattfand, da fast alle Nonnen aus dem Kloster weggegangen waren.“ Als Grund werden die von Fulda bestimmten Pröpste genannt, die „mehr weltlichem Pomp und der Jagd zugetan sind als dem guten Ruf des Klosters“ Allendorf. Auf Grund der schlechten Bedingungen leben nur noch 3 adlige Nonnen dort.

nach 1508
Propst Johann Löher, ein bürgerlicher Benediktiner, versucht Ordnung in die Geschäfte des Klosters zu bringen. Er reformiert das Kloster, setzt die Gebäude instand und tilgt Schulden des Klosters. Zur Durchführung der Reform holt er (bürgerliche) Nonnen aus Würzburg. Die Zahl der Nonnen beträgt jetzt 20.

1513
Der Gönner und Förderer des Propstes Löhers, der Fuldaer Abt Johann von Henneberg, stirbt. Damit verliert Löher seine wichtigste Stütze und wird zum Spielball aller am Kloster Interessierten: Die Fuldaer Stiftsherren, die mehr am Gewinn für sich interessiert sind und die Landesherren, die an der Reform festhalten wollen. Diese Streitigkeiten zwischen beiden Mächten dominieren auch die folgenden Jahre.

1514
Propst Löher reist in Geschäften des Klosters nach Rom.

1515
Im Frühjahr setzt Fulda in Abwesenheit Löhers einen neuen Propst ein. Die Nonnen sehen die Reform gefährdet, verweigern ihm den Gehorsam und beklagen sich beim Herzog über die Frevel und Gewalttaten, die ihnen an Leib und Seele zugefügt worden sind. Er möge ihnen beistehen. Sie müssten ansonsten aus dem Kloster gehen, wenn sie nach den Regeln leben wollen.

1518
Die Trennung des Klostervermögens zwischen dem Propst einerseits und der Äbtissin und dem Konvent andererseits ist ein wichtiges Ziel der von Löher betriebenen Reformierung.

1521 - 1525
Der nach Löher eingesetzte Propst handelt wohl im Interesse des Landesherrn. Damit zieht er sich den Unmut Fuldas zu. Der Streit um das reformierte Kloster und um Macht zwischen den geistlichen und weltlichen Herren setzt sich fort.

III Die Auflösung des Klosters


1525
April - Bauernkrieg
Die Zerstörungswut der Bauern gegen alles Geistliche macht auch vor dem Kloster zu Allendorf nicht halt. Die Nonnen stellen sich unter den Schutz des Salzunger Amtmanns. Einige begaben sich nach Fulda oder zu ihren Familien. Urkunden, Kelche und andere Utensilien des Klosters werden von Wilhelm von Herda, Amtmann zu Salzungen, verwahrt.

Juni
Äbtissin und Konvent kehren nach dem Bauernkrieg ins teilweise zerstörte Kloster zurück. Sie klagen über den ihnen vom Amtmann sehr kärglich zugestandenen Unterhalt. Damit könnten sie nicht auskommen und müssten um Almosen betteln gehen, wenn sich nicht andere fromme Leute ihrer angenommen hätten.

Oktober
Der Kurfürst weist an, dass die Nonnen auf eigene Gefahr im Kloster leben könnten. Er bestellt den ehemaligen Propst als Verwalter des ehemaligen Klosters und weist an, dass er kein klösterliches Leben mehr dulden wird. In den folgenden Jahren gehen Verwalter und Amtmann an die Beseitigung der letzten Reste des Klosterlebens. Den noch im Kloster lebenden Nonnen werden Abfindungen bei Verlassen des Klosters gezahlt.

1528
Erste Kirchenvisitation Das Klosteramt Allendorf wird aufgelöst, ebenso die selbstständigen Kirchenstiftungen (Vikarien).
Es befinden sich noch 9 Jungfrauen im Kloster, 5 von ihnen mit adeliger Herkunft. 3 Jungfrauen sind in diesem Jahr in den Stand der Ehe getreten und haben eine Abfindung aus dem Klostervermögen erhalten. Eine einfache, nicht adlige Nonne erhält eine geringere Zahlung als eine aus adligem Hause.

1529
Die letzten in den Quellen enthaltenen Schriftstücke berichten von der Abfindung der Allendorfer Nonnen.

1551
Die Abtei Fulda klagt vor dem Kaiser wegen der Säkularisierung des Klosters Allendorf. Die Streitsache wird im gleichen Jahr durch eine kaiserliche Kommission in Salzungen untersucht. In den Jahren nach Auflösung des Klosters melden Fuldische Geistliche immer wieder Besitzansprüche am Kloster Allendorf an. Die jeweiligen Verwalter des Klosters weisen jegliche Forderungen ab.


Quellen:

Johannes Mötsch Fuldische Frauenklöster, 1999,
Johannes Mötsch Sonderdruck aus „Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte“, 62. Jahrgang,
Friedhelm Jürgensmeier / Regina Schwerdtfeger Die Mönchs- und Nonnenklöster der Zisterzienser in Hessen und Thüringen, 2011
Hartmut Ruck, Chronik der Stadt Bad Salzungen, 2014


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